In den letzten Jahren habe ich mich vor allem mit Malerei beschäftigt. Die Leinwände haben ein gemeinsames Thema und eine gleiche Arbeitsweise. Allen malerischen Arbeiten liegen Vorlagen zugrunde, die zuvor einen realen Gebrauchswert hatten. Meine Vorlagen sind Fahrkarten, Passeiten, Notizzettel, von Behörden gestempelte Schriftstücke oder Ausschnitte daraus. Viel davon habe ich auf Reisen gesammelt.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatten alle späteren Vorlagen für eine bestimmte Person eine Funktion. Nachdem sie diese Funktion erfüllt haben und in Taschen und Schubladen vergessen wurden oder in S-Bahnen liegen geblieben sind, finde ich sie und nutze sie. Sie sind Zeugen vergangener Ereignisse, die zu Erinnerungshilfen werden. Meistens sind diese „Relikte“ meine eigenen, nur gelegentlich komme ich auf anderem Weg zu den „losen Zetteln“. Im Malprozess geht das ursprüngliche Ereignis oft verloren, der Verweis darauf ist dennoch deutlich zu sehen. Es ist
nicht notwendig, das Ereignis zu kennen oder genau zu reproduzieren, wichtig ist die Möglichkeit des Erkennens und Erinnerns. Bedauerlicherweise ist das Erinnern immer nur rückw.rtig möglich. Ich interessiere mich aber nicht für ein romantisches rückw.rts Richten, sondern für ein Reflektieren in die Gegenwart. Mit dem Willen zum Lernen und einem Erkennen der eigenen Geschichte. Insofern spielt in meiner künstlerischen Arbeit das Biographische eine große Rolle, ohne aber einer Exklusivität zu folgen. Viel mehr mit der Möglichkeit im Besonderern das Allgemeine widerspiegeln zu lassen. Dabei bin ich nicht Forscherin, sondern Komplizin.